Du lernst jeden Tag neue Vokabeln, setzt dich mit deren Übersetzungen und Bedeutungen auseinander und versuchst, sie aktiv sowie passiv zu verwenden. Dabei kommt schnell eine Frage auf: Wie viele Wörter solltest du eigentlich kennen, um eine Sprache aktiv nutzen zu können?
Die Theorie | die Anzahl der Wörter
In der Regel wächst eine Sprache mit der Zeit. Das bedeutet, dass jedes Jahr neue Wörter hinzukommen und andere immer weniger benutzt werden, bis sie schließlich ganz in Vergessenheit geraten. Dadurch ist eine Sprache immer im Wandel und wird je nach Altersgruppe und Herkunft der Sprecher anders wahrgenommen.
Am besten wird dies an der Jugendsprache deutlich, also an der Sprache, die von jungen Leuten im Alltag verwendet wird. Meistens sind dies Wörter, die sich von anderen Sprachen ableiten und die fast ausschließlich im Mündlichen benutzt werden. So standen in den letzten Jahren beispielsweise Wörter wie Digga (= Freund), goofy (= tollpatschig, albern) oder papatastisch (= fantastisch) zur Auswahl, Jugendwort des Jahres zu werden. Sprache verändert sich und unser Leben – deines wie auch meines – nimmt Einfluss auf unsere Sprache.
Wenn du eine Sprache aktiv nutzen möchtest, wirst du schnell feststellen, dass es je nach Sprache Unterschiede bei der Anzahl der Wörter gibt. Vielen kommt dabei folgende Frage in den Kopf:
Wie viele Wörter hat meine Mutter- oder Lernsprache?
Schwierige Frage, ich weiß! Aber erst wenn du eine Zahl vor Augen hast, wirst du verstehen können, wie komplex Sprachen aufgebaut sind und wie wandelbar sie eigentlich sind.
So hat das Deutsche etwa 300.000 bis 500.000 Wörter, wobei es hier immer auch auf die Quelle und die Zählweise ankommt. In den letzten Jahren sind einige Wörter aus dem Duden, ein Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache, gestrichen worden. Ein Grund dafür war unter anderem, dass sich die eingedeutschte Schreibweise mancher Wörter im Alltag nicht durchgesetzt hat. Doch die größte Veränderung liegt im regelmäßigen Hinzufügen von neuen Wörtern, wie beispielsweise folgende:
- aus der Technologie: Selfie, Emoji, liken oder facebooken
- aus dem Alltag: Hygge, Work-Life-Balance oder Low Carb
- aus der Geschichte: Lügenpresse, Drohnenangriff oder Fake News
- aus der Umgangssprache: verpeilen, Tüddelkram oder abgezockt
Doch nicht nur das Deutsche hat viele Wörter, sondern auch andere Sprachen. Umso wichtiger ist es also zu wissen, wie viele Wörter du aktiv nutzen solltest, um eine Sprache zu sprechen. Oder etwa nicht?
Eine Sprache aktiv nutzen: So viele Wörter solltest du kennen
250 Wörter | der innere Kern
Den inneren Kern einer Sprache bilden lediglich 250 Wörter. Diese sind deswegen so wichtig, da du ohne sie keinen einzigen Satz bilden kannst. Sie stellen sozusagen das Grundgerüst dar und sind essenziell, um eine Sprache überhaupt auf irgendeine Art und Weise nutzen zu können.
750 Wörter | für den Alltag
Jede Person braucht im Grunde nur 750 Wörter, um im Alltag zurechtzukommen. Denn mehr Wörter werden normalerweise in der Kommunikation nicht verwendet. So reichen dir bereits weniger als 1.000 Wörter, um beispielsweise im Urlaub mit anderen in Kontakt zu kommen und alltägliche Gespräche zu führen.
2.500 Wörter | um detaillierter zu sprechen
Doch erst mit 2.500 Wörtern bist du in der Lage, alles auszudrücken, was dir in den Sinn kommt. Dies kann jedoch häufig zu Stirnrunzeln bei deinem Gegenüber führen, da du meistens andere Wörter verwenden müsstest, als es ein Muttersprachler tun würde. Doch das Wichtigste dabei ist: Du wirst verstanden und kannst sagen, was du möchtest – auch wenn es zeitweise ein wenig komisch klingt.
5.000 Wörter | das aktive Vokabular
Je mehr Erfahrungen eine Person gesammelt hat und je mehr Bildung sie erfahren hat, desto höher ist auch ihr Bildungsniveau. Und genau das zeichnet sich auch in der Wortanzahl für den aktiven Sprachgebrauch ab. So gelten 5.000 Wörter als das aktive Vokabular eines ungebildeten Muttersprachlers.
10.000 Wörter | mit höherer Bildung
Eine Person mit einem höheren Bildungsabschluss, die sich auch stetig weiterbildet, verfügt über die doppelte Wortanzahl als ein ungebildeter Muttersprachler: 10.000 Wörter.
20.000 Wörter | der passive Wortschatz
Es ist keine Überraschung, dass der passive Wortschatz immer größer als der aktive ist. So brauchst du in etwa 20.000 Wörter an passiven Wortschatz, um beispielsweise Bücher von namhaften Autoren zu lesen und im Ganzen verstehen zu können.
Wie viele Wörter musst du also können, um eine Sprache aktiv nutzen zu können?
Oder: Warum die Wortanzahl nicht entscheidend ist
Wenn du eine Sprache lernst, ist es gut zu wissen, wie viele Wörter eine Sprache ausmacht. Doch das allein führt dich nicht zum Erfolg. Viel wichtiger ist es doch, nicht die 10.000-Wort-Marke zu knacken, sondern jeden Tag neue Wörter zu lernen. Dein Lernprozess soll darauf abzielen, deinen Wortschatz stetig auszubauen und somit jeden Tag neue Wörter benutzen zu können.
Doch wirklich entscheidend ist folgendes: Lerne die Wörter, die du auch wirklich im Leben brauchst. Du hast einen bestimmten Freundeskreis, arbeitest in einer festen Berufsbranche und gehst anderen Hobbys nach als andere. Kurz gesagt: Nicht jeder verkehrt in den gleichen Kreisen und ein Mediziner beispielsweise braucht immer anderes Vokabular als ein Gärtner.
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