Du musst, du musst, du musst. Kennst du Druck beim Sprachenlernen? Egal, ob du noch eine Grammatikübung machen oder Vokabeln lernen musst. Viele Lerner vergessen, dass sie eine Sprache nicht lernen müssen, sondern dürfen – oder besser gesagt: können. Und dabei ist es normal, dass du gute und schlechte Tage hast, die sich natürlich auch beim Sprachenlernen zeigen.
Druck beim Sprachenlernen
Natürlich braucht ein Sprachlerner Routinen, um seine Sprachkenntnisse stetig zu verbessern. Dazu zählt eine gute Morgenroutine, aber auch ein Lernplan, der dir zeigt, wann du was lernen solltest (Brauchst du hier Hilfe? Dann sieh dir mal die Masterclass an!). Dennoch benutzen viele Lerner die Wörter ich muss und nicht ich kann oder ich darf. Und genau darin liegt der Fehler. Denn du musst gar nichts. Auch nicht beim Sprachenlernen.
Niemand zwingt dich dazu, eine Sprache zu lernen und niemand wird böse auf dich sein, wenn du an einem Tag mal weniger machst. In erster Linie soll es dir gut gehen und du sollst Spaß beim Lernen haben. Daher ist es wichtig, dass du das Verb müssen erstmal aus deinem Sprachgebrauch streichst. Doch warum ist es genau dieses Wort, das den Druck beim Lernen so erhöht?
Die zwei Varianten von müssen
Müssen N°1 | Ich muss noch diese Vokabeln lernen.
Nur weil es in deinem Lernplan steht oder du es dir fest vorgenommen hast, heißt das nicht, dass du auch wirklich musst. Natürlich ist es sinnvoll, regelmäßig Vokabeln, Grammatik oder etwas anderes zu lernen, denn nur durch Üben wirst du auch deine Sprachkenntnisse verbessern. Dennoch kannst auch du immer mal eine Pause einlegen, wenn du krank bist oder länger arbeiten musst.
Wichtig ist, dass du folgendes erkennst: Dir muss es gut gehen und du musst dich beim Lernen wohlfühlen. Wenn du müde und kaputt bist, wird dir das Lernen schwerer fallen, sodass es sinnvoller ist, einmal weniger zu machen und dem Körper die Chance zu geben, sich zu erholen und Energie zu tanken.
Wenn du also merkst, dass du keinen Elan oder keine Motivation findest, dich nach einem stressigen Tag noch an den Schreibtisch zu setzen, dann lass es ganz einfach. Verbringe die Zeit mit etwas Schönem und nehme dir vor, morgen wieder mit dem Lernen durchzustarten.
So ganz wohl fühlst du dich nicht dabei? Keine Sorge, am Anfang ist es schwierig, alte Glaubenssätze abzulegen und Gewohnheiten zu ändern. Wenn du daher bemerkt, dass du nicht einfach abschalten kannst und immer den Gedanken im Kopf hast, dass du doch noch etwas lernen solltest, reduziere dein Lernpensum. Das heißt, dass du nicht alle Aufgaben aus deinem Lernplan machst, sondern nur einen kleinen Teil. Auf diese Weise bleibst du in deiner Lernroutine und dir wird es auch am nächsten Tag leichter fallen, wieder etwas mehr zu machen.
Müssen N°2 | Ich muss die Sprache in den Alltag einbauen.
Natürlich liest du überall, dass schneller Fortschritte machst, wenn du die Sprache in deinen Alltag einbaust. Das ist richtig, dennoch muss das nicht immer geschehen. Du musst nicht permanent Filme in deiner Lernsprache sehen oder Bücher in deiner Lernsprache lesen. Manchmal darf es eben auch unkompliziert sein. Wenn du daher lieber in deiner Muttersprache liest, dann mach das. Nur so bewahrst du dir nämlich den Spaß am Lesen. Denn nichts ist schlimmer, etwas aufzugeben, das du auf eine bestimmte Art und Weise magst oder sogar liebst.
Möchtest du ein Beispiel? Kein Problem. Ich selbst lese Bücher meistens in Deutsch, meiner Muttersprache, weil Lesen für mich in erster Linie Entspannung bedeutet. Ich möchte diese Zeit für mich nicht als weitere Sprachlektion sehen, sondern vielmehr Energie daraus tanken, um am nächsten Tag wieder Vollgas zu geben. Doch das bedeutet nicht, dass ich ausschließlich in Deutsch lese. Wenn ich Lust darauf habe und mein Arbeitsalltag nicht zu stressig ist, lese ich auch mal ein Buch in einer Fremdsprache.
Überlege dir also, was dir wirklich Freude macht und auf welche Aktivitäten du auch in stressigen Zeiten nicht verzichten möchtest. Wenn dir diese Aktivitäten in deiner Lernsprache genauso viel Spaß machen wie in deiner Muttersprache, umso besser! Dann spricht natürlich nichts dagegen, auch hier deine Sprachkenntnisse zu verbessern. Wenn du jedoch merkst, dass der Spaß an der Aktivität verschwindet, verzichte auf deine Lernsprache und greife auf deine Muttersprache zurück. Denn auch du brauchst mal Zeit für dich, um deine Speicher wieder aufzuladen.
Was du jetzt machen solltest, um in Zukunft ohne Druck zu lernen
Wenn du nun darüber nachdenkst, wirst du mit ziemlicher Sicherheit feststellen, dass auch du das Verb müssen verwendest. Doch was musst du wirklich? Gibt es nicht ein paar Dinge, bei denen du die Geschwindigkeit drosseln und mal wieder durchatmen kannst?
Die Lösung ist einfach: Mach einen Kompromiss mit dir selbst und gönn dir Zeiten, die du für dich und deine Leidenschaften nutzt. Und wenn du dennoch jeden Tag den Drang verspürst, an deinen Sprachkenntnissen arbeiten zu müssen, kannst du dir ein Pensum überlegen, das jeden Tag machbar ist. So könntest du beispielsweise jeden Tag täglich deine Vokabeln wiederholen (egal, ob du Stress hast, lustlos bist oder lange arbeiten musst). Behalte dir dabei immer im Hinterkopf: Sobald du diese Aufgabe erledigt hast, gilt dieser Tag als ein guter Lerntag. Was du zusätzlich machst, ist natürlich gut und wird dir dabei helfen, noch besser zu werden. Doch denk immer daran: Alles ist ein KANN und kein MUSS.
Wie verhinderst du Druck beim Lernen?
Foto im Titelbild: Lena Müller
2 Gedanken zu „Wie du ohne Druck eine Sprache lernst“