So bringst du italienisches Flair in deinen Lernprozess | Gastartikel von italotedesco

Du hast Lust auf Italien, doch die nächste Reise ist durch den Lockdown in weite Ferne gerückt? Gaby und Laura von italotedesco geben dir Tipps, wie du dir zu Hause italienisches Flair in deinen Lernprozess holst!

Am besten lernst du Italienisch natürlich in Italien selbst. Leider ist eine Reise dorthin gerade nicht möglich. Damit du nicht auf italienisches Flair in deinem Lernprozess verzichten musst, geben wir dir ein paar Tipps, wie du dir Italien nach Hause holst. Wir nehmen dich mit durch einen Lerntag auf Italienisch!

Der Tag beginnt mit einem caffè

Stellen wir uns folgende Situation vor: Es ist Morgen und du willst frisch und konzentriert in deinen Lerntag starten. Am allerbesten hilft da tatsächlich ein guter Kaffee. Ob Espresso, Cappuccino oder Cafè Latte – der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee versetzt uns immer zurück in eine italienische Bar, wo jeder Gast Teil des morgendlichen Rituals ist: Man gibt seine Bestellung auf und nimmt dann an der Theke zwischen den anderen Kunden seinen Kaffee entgegen – untermalt ist das Ganze durch das Klappern von Geschirr und ungezwungener Plauderei. Zugegeben: Spontane Kurztrips nach Mailand nur fürs Kaffeetrinken sind eher schwierig umzusetzen – nicht nur in Zeiten des Lockdowns. Aber auch in Deutschland findest du guten Kaffee, und mithilfe einer Moka kannst du dir einen leckeren Espresso auch zu Hause zubereiten.

Lerne mit den cantautori

Nun, da du mit Koffein der italienischen Sorte aufgetankt bist, kann es weitergehen. Klar, zum Lernprozess gehört auch Grammatik dazu. Aber tatsächlich lässt sich eine ganze Menge unbewusst durch das Hören wahrnehmen – ein Glück, dass Italien eine so große Auswahl an cantautori hat. Die cantautori sind im Grunde Singer-Songwriter (auch wenn die meisten Italiener diese Übersetzung vehement zurückweisen werden). Zu ihnen gehören beispielsweise Lucio Dalla, Adriano Celentano oder Mina; Künstler*innen, deren Lieder wie etwa Clelentanos Azzurro teilweise auch in Deutschland bekannt sind.

Diese alten Lieder aus den 60ern und 70ern sind – anders als das in Deutschland etwa mit den Schlagersängern der Fall ist – über alle Generationen hinweg beliebt. Sie werden von Jung und Alt weitergelebt und machen einfach ein Teil der italienischen Kultur aus.

Aber ganz egal, ob es Klassiker wie Celentano oder moderner Italo-Pop sind – Musik hilft immer dabei, sich einer Sprache zu nähern. Sie trainiert tatsächlich das Hörverständnis. Du nimmst auf diese Weise nicht nur viele Chunks auf, also Phrasen und gebräuchliche Nomen-Verb-Verbindungen. Die Melodie hilft dir auch, die gehörten Worte abzuspeichern. So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass das Mitsingen von Liedern einen positiven Effekt auf das Lernen hat. Mehr noch als einfaches Nachsprechen und rhythmisches Sprechen.

Und darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass Musik einfach gute Laune macht: Wenn du also etwas hörst, was du magst, steigert das zusätzlich deine Motivation – und das zeigt sich wiederum in deinem Lernprozess!

Mangia come parli – Sprich wie du isst

Wir haben selbst eine Zeitlang in Italien gelebt und wissen: Italienische Schüler*innen und Student*innen lernen wirklich ausdauernd und intensiv. Pausen, insbesondere solche zum Essen, sind aber genauso wichtig.

Denn Italiener nehmen Essen einfach auf eine schöne Weise sehr ernst. Es geht nun einmal darum, was wir unserem Körper Tag für Tag zuführen. Da ist es das Mindeste, dass unsere Mahlzeiten gesund, aber am besten jedes Mal ein kleines Festessen sind. Im Grunde können wir uns von dieser Mentalität etwas abschauen. Wir alle müssen auch mal mit Fast Food Vorlieb nehmen oder schlingen einen Happen hinunter, weil uns die Zeit fehlt. Aber umso wertvoller ist der Moment, in dem wir uns die Zeit für ein ausgedehntes Essen nehmen.

Genauso sollten wir auch den Lernprozess beim Sprachenlernen betrachten. Denn wir möchten diese Sprache schließlich gerne lernen, und das sollten wir nicht vergessen. Wir haben Lust, in eine neue Kultur einzutauchen, interessante Redewendungen kennenzulernen und über grammatische Eigenheiten die Stirn zu runzeln, die uns zuerst merkwürdig vorkommen, die uns dann aber an der Logik der eigenen Muttersprache zweifeln lassen. Genau das sollten wir genießen und zelebrieren – italienisches Flair eben.  

Natürlich kann auch das Essen selbst helfen. Die italienische Küche ist unglaublich vielfältig und das essensbezogene Vokabular ist tatsächlich ein wichtiger Teil der Sprache. Damit du das erleben kannst, probiere dich aus und geh von der Theorie zur Praxis über: Etwa, indem du selbst erprobst, was denn der Unterschied zwischen pecorino und parmigiano oder zwischen pancetta und guanciale ist.

Mach dir die Gesten der Italiener zunutze

Wir haben schon angesprochen, dass es beim Lernen hilfreich sein kann, verschiedene Sinne miteinander zu verknüpfen. Was beim Hören von Musik der Fall ist, trifft auf ähnliche Art auch auf Bewegung zu. Eine Sprache zu sprechen, bedeutet nicht nur, Vokabeln zu lernen und Wörter aneinanderzureihen. Es gibt immer auch eine nonverbale Ebene; darunter fallen Mimik und Gestik. Auf die italienische Sprache trifft das ganz besonders zu: Es gibt so viele Hand- und Kopfbewegungen, die das Gesagte unterstreichen können. Von Hast du Angst? über Lass uns gehen bis hin zu Was soll das? – viele Dinge werden über Gesten ausgedrückt, die du wie Vokabeln lernen kann.

Das Gute daran: Bewegungen können uns dabei helfen, uns Dinge besser zu merken. Der positive Effekt wurde in mehreren Studien, unter anderem vom Max-Planck-Institut und der Universität Linz – bestätigt. Probiere es aus und unterlege neue Vokabeln doch einmal mit für dich passenden Gesten!

Lass den Tag bei einem aperitivo ausklingen

Der Lerntag war lang, und jetzt, am späten Nachmittag oder frühen Abend, hast du dir eine Belohnung verdient. Was passt da besser, als den Tag bei einem aperitivo ausklingen zu lassen? Das Ritual, ein Gläschen zu trinken und dabei mit ein paar antipasti die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken, stammt eigentlich aus Norditalien. Inzwischen ist es aber in ganz Italien beliebt. Klassische Aperitivo-Getränke sind der Spritz Aperol oder Spritz Campari, aber auch ein Glas Weißwein oder natürlich alkoholfreie Optionen sind beliebt. Dazu gibt es ein paar Oliven, Chips, Gemüse oder Käse. Für das Aperitivo-Feeling zu Hause bereitest du dir ein Getränk deiner Wahl zu und richtest dir ein paar Leckereien an. Du legst die Füße hoch, nimmst einen Schluck und atmest tief durch. Geschafft! Dein Lerntag war erfolgreich und du genießt deinen Feierabend auf italienische Art.

Wie bringst du dir italienisches Flair (oder das eines anderen Landes) in deinen Lernprozess?

Zu den Autorinnen: Gaby und Laura sind Deutschlehrerinnen und berichten in ihrem Podcast italotedesco über Interessantes, Kurioses und Unterhaltsames aus Deutschland und zur deutschen Sprache. Nachdem beide eine längere Zeit in Italien gelebt und gearbeitet haben, liegt der Fokus auf italienischen Lerner*innen, aber auch alle anderen sind auf ihrem Blog www.italo-tedesco.net und ihrem Instagram-Kanal italo_tedesco willkommen!

Foto im Titelbild: Lena Müller

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